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Der Weihnachtsbaum in der Wiener Albertina (Foto: Gertie Gold, 2025-12-09)

16.12.2025

Wie der Weihnachtsbaum nach Wien kam ...

Essling und seine Straßennamen

Ein Beitrag von Gertie Gold.

Wenn wir zu Weihnachten eine festlich geschmückte Tanne oder Fichte in unseren Wohnungen aufstellen, machen sich die wenigsten von uns Gedanken über den Ursprung dieses Brauchs. Schon lange vor Beginn des Christentums sind grüne Zweige oder Bäume Sinnbild des Lebens. Auch antike Völker wie die Griechen und Römer schmückten ihre Räume - allerdings mit Olivenzweigen. Nun gut, in unseren Breiten ist es mit Olivenbäumen nicht weit her, weshalb man zu anderen immergrünen Zweigen griff: Kiefern, Tannen oder Fichten.

In den protestantischen Ländern ist der geschmückte Weihnachtsbaum schon seit dem 16. Jahrhundert zunächst vereinzelt in und vor Kirchen dokumentiert. Auch in Straßburg sind Christbäume bekannt. Johann Wolfgang von Goethe lässt seinen Protagonisten Werther 1774 im Heim seiner verehrten Lotte einen „mit Zuckerwerk und Wachslichtern geschmückten Weihnachtsbaum“ erblicken. Von da an häufen sich Erwähnungen in der deutschen Literatur und Journaille.

Der erste nachweislich in Wien erwähnte Weihnachtsbaum ist wohl jener, den die jüdische Salonière Fanny von Arnstein (1758-1818) im Jahr 1814 in ihrem Wiener Salon aufstellen hat lassen. Die Besucher betrachten den geschmückten Baum mit gemischten Gefühlen, wie die Verfasserin von Arnsteins Biografie, die Autorin Hilde Spiel (1911-1990), an Hand von Augenzeugen, zu berichten weiß. 

„Bei Arnsteins war vorgestern nach Berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihnachtsbaum- oder Christbaumfest. Es waren dort Staatskanzler Hardenberg, die Staatsräte Jordan und Hoffmann, Fürst Radziwill, Herr Bartholdy, alle Anverwandten des Hauses. Alle gebetenen, eingeladenen Personen erhielten Geschenke oder Souvenirs vom Christbaum. Es wurden nach Berliner Sitte komische Lieder gesungen .... Fürst Hardenberg amüsierte sich unendlich.“ (Hilde Spiel, Fanny von Arnstein, 1962, S. 434)

Besonders wertschätzend klingt „nach Berliner Sitte“ und „komische Lieder“ allerdings nicht.

Seinen Siegeszug in die österreichischen Haushalte tritt der Weihnachtsbaum allerdings erst nach 1816 an, als Henriette von Nassau-Weilburg (1797-1829), die aus protestantischem Adel stammende Gemahlin von Erzherzog Kalr (1771-1847), in ihren Wohnräumen in der heutigen Albertina mehrere Weihnachtsbäume aufstellen lässt. Ihrem heimatlichen Brauch zufolge werden die Tannen mit vergoldeten Nüssen, roten Äpfeln, Lebkuchen und Meringues (Windringe) sowie Bienenwachskerzen geschmückt. Dass Henriette von Nassau-Weilburg, nach der in Essling eine Gasse benannt ist, diesen protestantischen Brauch ebenso wie ihre protestantische Religion im erzkatholischen Kaiserhaus pflegen darf, ist ziemlich außergewöhnlich. Üblicherweise ist es Habsburgern verboten, nicht katholische Ehepartner zu haben. Die Heiratskandidatinnen müssen konvertieren. Doch für Erzherzog Karl, den Sieger von Aspern, macht sein Bruder Franz, der Kaiser, eine Ausnahme, sind doch Karls Chancen, jemals Kaiser zu werden, äußerst gering, Die Erbfolge durch Franzens zahlreiche Söhne ist gesichert. Da lässt sich wohl ein kaiserliches Auge zudrücken.

Doch ganz unumstritten ist der protestantische Brauch innerhalb der kaiserlichen Familie nicht. Karls Bruder, Erzherzog Johann, der wie man weiß, durch seine Heirat mit der bürgerlichen Postmeistertochter Anna Plochl, ebenfalls aus dem üblichen habsburgischen Rahmen fällt, hält den Weihnachtsbaum für degoutant und das Schmücken für pure Verschwendung sowie mit den weihnachtlichen Bräuchen der Katholischen Kirche nicht vereinbar, deren Symbol die Weihnachtskrippe war (und ist).

Allerdings hat der geschmückte Christbaum einen Fürsprecher dem man nicht leicht widersprechen kann: Kaiser Franz findet Gefallen an der Weihnachtsdekoration und lässt im nächsten Jahr in seinen eigenen Räumen Weihnachtsbäume aufstellen. Ende gut, alles gut!

Wenig später finden sich erste Nachahmer und Adelige sowie Bürgerliche machen es ihrem Herrscher nach und stellen Weihnachtsbäume in ihren Wohnzimmern auf. In den Prunkräumen der Wiener Albertina, den ehemaligen Appartements von Karl und Henriette, lässt sich zur Zeit ein dem ursprünglichen Weihnachtsbaum nachgebildeter Christbaum bewundern.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr!

Autorin: Gertie Gold


Tagged: Straßen in Essling |

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