Wo Nahrung nicht nur für den Menschen, sondern auch für den Boden produziert wird.
Ein Beitrag von Sabine Gstöttner in ESSLING Nr. 12 - ein stadtteilmagazin (S. 6-7).
Die Geschichte des Familienbetriebs Vielfalt Mader reicht weit zurück. So weit, dass die Familie gar nicht genau datieren kann, seit wann es den Betrieb gibt. Von Generation zu Generation weitergegeben und auch belegt ist, dass Ignaz Mader seinen seit Generationen in Kaiser Ebersdorf ansässigen Gärtnerei-Betrieb im Jahr 1910 am Donaufeld in Kagran ansiedelte. 1991 musste die Gärtnerei der geplanten Weltausstellung weichen. Zudem wurde die Lage neben dem expandierenden Donauzentrum ungünstig für die Landwirtschaft. Seitdem wird in Essling, direkt am Nationalpark Donau-Auen, bewirtschaftet.1996 wurde die konventionelle Produktion auf eine biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Im Oktober 2013 übernahm Johann Mader den Betrieb von seinem Vater und führt ihn weiterhin als Familienbetrieb. In der Hochsaison zählt das Team etwa 25 Personen, wobei einige wichtige Aufgaben von Mutter Edith, Vater Johann und Schwester Magdalena ausgeführt werden. Edith und Magdalena Mader sind für den Verkauf im Hofladen verantwortlich und für Bestellungen sowie Administration zuständig. Zusätzlich übernimmt Edith Mader die Qualitätskontrolle der geernteten Ware. Die ausgebildete Kindergartenpädagogin Magdalena Mader ist Ansprechpartnerin für die Jüngsten in Essling und führt Kindergärten und Schulen durch den Biohof. Vater Johann hat den betrieblichen Transport und alle Arbeiten mit den Traktoren über. Produktion, Planung, Verkauf und Einkauf, Behördenkontakt und Personalangelegenheiten fallen in den Verantwortungsbereich von Hans Mader.
Auf rund fünf Hektar wird eine Vielfalt von biologisch wachsendem Gemüse angebaut. Etwa drei Hektar davon sind Felder für Freilandgemüse und weitere 9000 Quadratmeter sind geschützter Kulturraum, bestehend aus kleineren Folientunneln und älteren Gewächshäusern, die alle – bis auf 700 Quadratmeter, die für die Produktion von Jungpflanzen beheizt werden – unbeheizt sind. Den Rest machen Wege, Wiesen und brach liegende Flächen zwischen den Gewächshäusern aus. Die Produktionsflächen liegen alle rund um das Wohnhaus der Familie Mader im Gebiet zwischen Wiethestraße, Seefeldergasse und Auernheimergasse. Zeitgleich mit der Gründung des Nationalparks Donau-Auen 1996 wurde auf dem Biohof Vielfalt Mader auf biologischen Landbau umgestellt und seither nach dem Prinzip des „Low Energy Farmings“ produziert. Deshalb werden die Pflanzen nur zur Anzucht beheizt, danach kommen keine zusätzliche Heizung und Belichtung zum Einsatz. Die Produkte müssen mit den gegebenen Temperaturen und Witterungsbedingungen zurechtkommen. Das ist auch der Grund, weshalb an manchen Tagen das Angebot eingeschränkt ist. Dafür sind die verfügbaren Früchte wertvollste Produkte für Mensch und Natur.
„Wir beheizen unsere Pflanzen nur zur Anzucht. Später müssen sie mit der Witterung zurechtkommen.“ Johann Mader
Das Credo des Betriebs ist nicht, die Pflanzen zu ernähren, sondern den Boden. So wird der Boden unter den Paradeisern immer mit einer dicken Schicht Heu bedeckt, damit der Mikrokosmos unter der Pflanze genügend Nahrung hat, um gesund zu bleiben. Unter niedrigeren Kulturen wie Paprika und Melanzani wird der Boden von den Wurzeln des Weißklees durchwurzelt und sorgt damit für ein vielfältiges Bodenleben. Auch hinter der großen Vielfalt an Produkten - das Sortiment besteht aus 125 verschiedenen Varianten an Gemüsearten – steht als Beweggrund der schonende Umgang mit dem wertvollen Rohstoff Boden im Vordergrund. Wesentlich für einen gesunden Boden ist eine große Fruchtfolge, also ein regelmäßiger Wechsel von verschiedenen Pflanzen. Das fördert gesunde Kulturen und eine hohe Bodenfruchtbarkeit. Auch hier geht es um den Boden und den nachhaltigen Landbau. Die Zufriedenheit der Kunden über das vielfältige Angebot ist dabei nur eine positive Nebenerscheinung.
Am Biohof Vielfalt Mader werden viele Arbeitsschritte von Hand erledigt. Das ist möglich, da der Betrieb eine überschaubare Größe hat und ohne große Maschinen produziert. Damit kann die Familie auch Früchte anbieten, die für größere Betriebe, die völlig auf Maschinenproduktion umgestellt haben, unattraktiv sind.
„Wir setzen auf Nischenprodukte, die für größere Betriebe unwirtschaftlich sind.“ (Magdalena Mader)
Trotz des Prinzips „Low Energy Farmings“ produziert der Betrieb auch in der kalten Jahreszeit erfolgreich diverses Frischgemüse, wie etwa Asiasalate oder Spinat. Im Frühling werden die Winterkulturen fertig geerntet und das erste Fruchtgemüse wie Paradeiser, Paprika und Melanzani gesetzt. Das Sortiment reicht vom Ampfer über Ingwer, diverse Melonenarten, Süßkartoffel, Topinambur, dem Winterportulak und der Yakonwurzel bis zur Zwiebel. Die Produkte können in ganz Wien auf den verschiedensten Märkten bezogen werden – beliefert werden Naschmarkt, Karmelitermarkt, Kutschkermarkt, Brunnenmarkt, Liesingermarkt, Alszeilenmarkt und einige mehr. Zusätzlich werden die Biokisten der Betriebe Adamah, Achleitner und Biohof Fink mit Produkten des Biohofes Vielfalt Mader befüllt. Weitere Kunden sind Bio Lutz, Paradeisa.at oder Blün. Man sieht, die Liste der Bezugsquellen ist auch für Nichtesslinger lang.
„Gerne geben wir imHofladen Tipps zu Lagerung und Zubereitung weiter.“ (Edith Mader)
Die Frage nach der Lieblingsfrucht gibt einen Einblick in den Alltag der biologischen Landwirtschaft – denn die Lieblingsfrucht des Gärtners ist stets jene, die gerade gut gedeiht. Schließlich bereitet es Freude, wenn ein Bestand optimal sprießt, und Kopfschmerzen sowie viele nachdenkliche Stunden, wenn etwas nicht gut gedeiht. Die Pflanzen sind ständig den Witterungsbedingungen ausgesetzt. Im Gewächshaus kann es zu heiß oder zu kalt, zu hell oder zu dunkel sein. Im Freiland können Niederschläge den Pflanzen das Leben schwer machen. „Viele Faktoren lassen sich nicht optimal kontrollieren. Jedes Jahr gedeiht etwas anderes gut, dafür scheitert etwas, das im Vorjahr ein Erfolg war. Ich grüble ständig, wie ich aus Früchten, die sich weniger gut entwickeln, doch noch einen ertragreichen Bestand machen kann.“
Dank des Engagements der Familie Mader ist die Versorgung mit frischem, regionalem, saisonalem Obst und Gemüse in Essling ganzjährig möglich.
KONTAKT
Vielfalt Mader
Auernheimergasse 71, 1220 Wien
+43 (0) 1 774 48 41
Ganzjähriger Abhofverkauf: Freitag, 15-19 Uhr & Samstag, 9-14 Uhr
Zusätzlich Mai bis Oktober: Di: 16-19 Uhr
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