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Fotos: Evi Flehschurz

11.06.2025

Esslings Straßennamen auf der Spur (4)

Ein Beitrag von Eva Flehschurz in ESSLING Nr. 12 - ein stadtteilmagazin (sommer 2025) 

In dieser Ausgabe unseres Stadtteilmagazins möchte ich gerne an eine Ära anknüpfen, die man in einem Donaustädter und somit Wiener Bezirksteil nicht erwarten würde. An jene Zeit, als es in Essling noch Bürgermeister gab. Wie ist es möglich, dass beispielsweise Richard Schmitz bis März 1938 Bürgermeister von Wien war, in Essling aber zur gleichen Zeit ein Bürgermeister namens Johann Käsmayer amtierte? Das liegt nicht etwa daran, dass Essling ein „gallisches Dorf“ ist, das sich nicht von der Stadt regieren lassen möchte, sondern hat folgenden historisch-geografischen Hintergrund: Mitte des 18. Jahrhunderts wurden in den Ortsgemeinden Niederösterreichs (und damit auch in den erst 1890 eingemeindeten Vororten und 1904 eingemeindeten Orten jenseits der Donau) Bürgermeister gewählt. Die Wahl fiel häufig auf den zuletzt amtierenden Ortsrichter. Folgende Auflistung konnte ich in meiner Quelle, „Wien Geschichte Wiki“ finden – sie bildet die Esslinger Bürgermeister von 1850 bis 1938 ab: 

Franz Pösel • Jakob Kainzmayer • Andreas Wegmaier • Carl Bitterhof • Johann Loosschmiedt • Michael Schlachthammer • Josef Kainzmayer • Josef Sommerer • Josef Bartmann • Matthias Käsmayer • Adam Betz • Johann Käsmayer 

Nach folgenden dieser zwölf Herren sind heute noch Straßen in Essling benannt:

Josef-Kainzmayer-Gasse benannt mit unbekanntem Datum nach dem Wirtschaftsbesitzer und Bürgermeister von Essling, Josef Kainzmayer (1848 bis 1895)

Adam-Betz-Gasse benannt mit unbekanntem Datum nach dem Bürgermeister von Ess-ling, Adam Betz (1873 bis 1924)

Käsmayergassebenannt (4. November 1974, Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem letzten Bürgermeister der Gemeinde Essling, Johann Käsmayer (1884 bis 1951), zuvor Fernkorngasse

Schlachthammerstraße benannt (14. April 1971, Gemeinderatsausschuss für Kultur) nach dem Wirtschaftsbesitzer und Ortsrichter von Essling, Michael Schlachthammer (gestorben 1887). Im entsprechenden Eintrag von Wien Geschichte Wiki gibt es keinen dezidierten Hinweis darauf, dass der Namensgeber Bürgermeister gewesen wäre, wie das etwa in den drei zuvor genannten Gassen der Fall ist. Da besagter Michael Schlachthammer aber Ortsrichter war und es sich bei Schlachthammer um keinen sehr häufigen Familiennamen handelt, dies noch dazu in Verbindung mit dem Vornamen Michael, kann durchaus davon ausgegangen werden. Auch sein Sterbedatum passt zu dieser Theorie.

Wenn man von der Kirschenallee kommend in die Schlachthammerstraße einbiegt, sind am Beginn auf der linken Straßenseite noch Reste der 1914 errichteten Flugzeugfabrik Aviatik sichtbar. Das Werk wurde nach Ende des Ersten Weltkrieges stillgelegt. Als ich vor mehr als dreieinhalb Jahrzehnten nach Essling gezogen bin, ging ich regelmäßig durch diese Straße, um zu meiner nächstgelegenen Autobus-Haltestelle der Linie 26a zu gelangen. Das ist übrigens jene Autobuslinie, die vor der Anbindung Asperns an die U-Bahn und ganz im Gegensatz zu heute, für Öffi-Fahrer die einzige Verbindung zur Außenwelt war. Dennoch ist mir dieses Relikt aus vergangenen Tagen erst Jahre später aufgefallen. Und erst kürzlich konnte ich feststellen, das selbst älter gediente Esslinger als ich, das Ding bis heute noch nicht wahrgenommen haben.

Wer schon einmal mit der Autobuslinie 88B – welche 2013 mit der Verlängerung der U-Bahnlinie U2 in die Seestadt eingeführt wurde – von Essling in die Seestadt beziehungsweise retour gefahren ist, wird vielleicht bei der Auflistung der Bürgermeister beim Namen Andreas Wegmaier an die Wegmayersiedlung denken, lautet doch eine der beiden Endstationen dieser Linie so. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass der ehemalige Bürgermeister hier als Namensgeber dient. Abgesehen von der anderen Schreibweise mit „y“ beziehungsweise mit „i“ – wobei sich Schreibweisen im Laufe der Jahre zugegebermaßen gerne mal ändern – gab es rund um 1919 einen Gemeindevertreter, Franz Wegmayer, seines Zeichens Wirtschafts- und Ziegelofenbesitzer, mit gleicher Schreibweise wie die genannte Siedlung – nachzulesen im Heimatbuch „Eßling und Groß Enzersdorf im Wandel des 20. Jahrhunderts“ von Mag. Dr. Sophie Schwindshackl auf Seite 61. Auf gleicher Seite ist zudem ein Foto von Bürgermeister Johann Käsmayer abgebildet. Eine Wegmayrgasse gibt es auch. Diese befindet sich allerdings im Donaustädter Bezirksteil Kagran und ist nach dem Maler und akademischen Rat Sebastian Wegmayr benannt.Im eben genannten Heimatbuch finden sich auf Seite 137 auch einige Fotos der Flugzeugfabrik Aviatik, die ein bisschen mehr zeigen als das heute noch erhaltene Relikt. Mag. Dr. Sophie Schwindshackl ist im Dezember 2023 im 98igsten Lebensjahr verstorben. Die Stadtgemeinde Groß Enzersdorf hat die Bücher aus ihrem Nachlass erworben, um sie über die örtliche Buchhandlung zum Kauf anzubieten. Falls jemand Interesse hat: meine Kontaktaufnahme mit der Buchhandlung Alexowsky hat ergeben, dass noch genügend Exemplar vor-rätig sind. Um den Bogen zum Beginn meines Artikels zu spannen: 1938 schließlich kam Essling zu Groß-Wien und wurde Teil des neu gegründeten 22. Bezirkes, welcher damals Groß Enzersdorf hieß. Seit 1954 bildet der Ort mit sieben weiteren ehemaligen Gemeinden den auf Donaustadt umbenannten Bezirk. Also unter uns: an so manchen Tagen könnte ich dem Gedanken vom gallischen Dorf durchaus einiges abgewinnen ...

Buchtipp:

Eßling und Groß Enzersdorf im Wandel der Zeit

Sophie Schwindshackl 2009, Wien

Kontakt & Angebote der Autorin

Eva Flehschurz, Schreibpädagogin

EviABC22@gmx.at

www.buchstabenaneinanderreiherei.at

Schreibfreu(n)de im Cafe

Jeden letzten Freitag im Monat von 10-12 Uhr

Klub+ All in Essling, Telephonweg 1/3/1A

Weitere Bilder:

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In der Schlachthammerstraße ist bis heute ein Träger der Flugzeugfabrik Aviatik als Relikt erhalten.

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Autorin: Eva Flehschurz


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