Eine Geschichte von Willy Vranovsky
Gwendolin lebt mit ihrem Bruder Robert, Fledermaus Mama und Fledermaus Papa in einer ruhigen Höhle im Wald. Sie kennt alle Tiere, den Bären, den Fuchs, die kluge Eule, auch die Eichhörnchen und die kleinen Mäuse.
Eines Tages zog eine Fee in den Wald und weil ihr ein bisschen langweilig war, verzauberte sie diesen ganz einfach.
Alle waren verwundert, weil weder der Mond noch die Sonne auf oder untergingen. Es war immer so ein komisches Licht, wie in der Dämmerung. Alle Tiere waren beunruhigt und trafen sich bei der klugen Eule um nachzufragen was da passiert wäre. Die kluge Eule meinte, dass der Wald wahrscheinlich verzaubert wurde. Sie hat gehört, dass man einige Rätsel lösen muss um den Zauber aufzuheben. Einen goldenen Tannenzapfen finden, einen Fichtenzweig der nach Rosen duftet, ein silbernes Fass mit Honig und eine Feder die mit Zaubertinte schreibt. Aber wo sollen wir suchen, meinten die Tiere. Da war guter Rat teuer. Gwendolin und Robert die kleinen Fledermauskinder machten sich aber gleich auf den Weg. Für sie war es nicht wichtig, ob es hell im Wald war, da Fledermäuse so und so lieber in der Nacht leben.
Der Fuchs erzählte, er hätte so einen goldenen Tannenzapfen bei den Menschen am Rand des Waldes gesehen. Er war oben auf ein kleines Bäumchen gesteckt. Die Menschen nennen das Weihnachtsbaum. Da flogen die Fledermauskinder gleich hin und wirklich da gab es einige so Bäumchen mit einem goldenen Tannenzapfen oben drauf. Sie schnappten sich einen und brachten ihn in ihre Höhle. Dann fragten sie den Bären, der ja ein Honigliebhaber ist, wo es denn so ein silbernes Fass mit Honig geben könnte. Er sagte er kennt so einen Platz, da haben Kinder vor langer Zeit ein silbernes Fass auf einen Baum gehängt und ein Bienenvolk hat dieses dann mit Honig befüllt. Aber den Bienen den Honig wegnehmen geht nicht, das ist zu gefährlich sagte der Bär. Aber Gwendolin hatte da eine Idee.
Sie und Robert brachten alle ihre gesammelten Süßigkeiten zur Bienenkönigin und tauschten diese gegen das silberne Fass mit Honig. Und brachten es anschließend auch in ihre Höhle. Wo finden wir bloss einen Fichtenzweig der nach Rosen duftet, fragten sich die Fledermauskinder. Da hatte der Fuchs eine Idee, es gibt doch Rosengärten die im Winter mit Fichtenweigen bedeckt werden damit die Rosenstöcke nicht erfrieren. Da fallen dann die Rosenblätter darauf und die Zweige duften nach Rosen. Gwendolin und Robert fanden nach längerem suchen so einen Garten und schnappten sich einen Zweig und brachten diesen auch in ihre Höhle. Jetzt kam aber die schwierigste Aufgabe, wo sollte man eine Feder mit Zaubertinte finden. Die Eule hatte da so eine Geschichte gehört. Sie sollten einmal zur Kapelle am Waldrand fliegen, dort schreiben die Menschen oft ihre Wünsche in ein großes Buch. Und Wünsche sollen ja geheim bleiben, deswegen mit Zaubertinte, die verschwindet nach einigen Minuten wieder. Und wirklich, sie fanden so ein Buch in der Kapelle und auch die Feder lag dort. So brachten sie diese und auch die Zaubertinte in ihre Höhle. Aber nichts geschah. Obwohl sie hatten doch alle Rätsel gelöst. Da kam das Eichhörnchen aufgeregt, es habe in einem Baum das Wort „Katzenjammer“ eingeritzt gefunden. Sie fragten die kluge Eule, was das zu bedeuten hätte. Ja, wir brauchen ein Wort das sich auf Katzenjammer reimt, dann haben wir die Lösung. Aber die Tiere fanden kein Wort das sich auf Katzenjammer reimt. Bis die Fledermaus Mama einen Geistesblitz hatte. Katzenjammer, Vorratskammer. Ja, genial. Alle Tiere riefen, Katzenjammer, Vorratskammer immer wieder im Chor. Die Vorratskammer der Tiere war ein 100 Jahre alter Baum, der innen schon ganz hohl war. Sie brachten dann alles, den goldenen Tannenzapfen, das silberne Honigfass, den Zweig der nach Rosen duftet und die Feder mit der Zaubertinte zu dem hohlen Baum. Und legten alles in die Kammer hinein. Da machte es plötzlich einen Knall und die Sonne schien schöner als je zuvor. Ein leichter Wind begann zu wehen, die Blüten flogen als würde es schneien. In den Bäumen rauschte es. Man meinte der ganze Wald lacht. Da erschien die Fee in einem wunderschönen blauen Kleid. Sie hatte großen Spaß an den Rätseln und versprach den Tieren in Zukunft den Wald nicht mehr zu verzaubern. Alle feierten gemeinsam ein schönes Fest. Es gab frischen Hollersaft, Beeren aus dem Wald und den köstlichen Honig aus dem silbernen Fass.
Tagged: Literatur in Essling |