Ein Ball. Zwei Schläger. Vier Augen.
Ein Spiel.
Drei Farben. Ein weißer Ball, ein roter Schläger, ein grüner Tischtennistisch … okay der Tisch hat mittlerweile mehrere Farben, aber ich übergehe einfach mal die Graffitis, manche würden dazu Vandalismus sagen.
Gut spiele ich Tischtennis nicht, aber ich wage zu behaupten ich habe mich wacker geschlagen. Louis, mein Mitspieler sieht das auch so. Obwohl er haushoch gewonnen hat. Revanche, und ich habe Aufschlag. Um mich herum so viele Menschen - jetzt wo der Frühling uns langsam wärmeres und sonnigeres Wetter schickt, kommen mehr und mehr Menschen zum Burgspielplatz.
Heute ist es sogar so schön, dass ich mit dem Fahrrad die Raphael-Donner Allee hinunter gefahren bin. Entgegen gekommen sind mir dabei zwei kleine Kinder auf Laufrädern, ihre Mutter einige Meter dahinter mit einem Dritten im Kinderwagen. Die Familie, ob kinderbedingt oder nicht, ist offensichtlich Frühaufsteher, wenn sie bereits mit sandigen Händen um neun auf dem Heimweg sind. Ich musste mich beeilen, trotz des starken Rückenwindes, der mich beim Fahren angetrieben hat.
Jetzt stehe ich auf dem Kies und schlage meinen Ball zu Louis rüber. In der Sandkiste bewegt ein kleiner rothaariger Junge sein Spielzeugschiff durch seinen selbstgegrabenen Kanal bis hin zu einer Ritterburg, die, wie es scheint, sehr schwer einzunehmen ist. Große Türme quadratisch angeordnet, in der Mitte ein großes Tor mit einer Brücke.
„Zweiter Aufschlag, warte ich hole den Ball“, erinnert mich Louis. Während ich den Kleinen beobachtet habe, ist mir gar nicht aufgefallen, dass mein Ball weit übers Ziel hinausgeschossen, über die Mauer bis hin zur Schaukel geflogen ist. Mein Freund springt gekonnt über die kleine kniehohe Mauer, zugegeben keine große Herausforderung, um den Tischtennisball zu holen. Er möchte sich gerade bücken, als ein kleines Mädchen von der Schaukel aufsteht und ihm den Ball schüchtern hinhält. Louis kniet sich hin und nimmt diesen dankend an. Während er zu mir zurückkehrt, schwingt sich die Kleine auf die Schaukel und nimmt Schwung. In ihrem Alter habe ich mir immer vorgestellt, mit der Schaukel so hoch zu schaukeln, wie nur irgendwie möglich, dass ich vielleicht sogar die obersten Blätter der Bäume mit meinen Zehenspitzen erreiche.
Louis übernimmt den Aufschlag, während er den Ball hochwirft, kommen parallel zwei Jugendliche mit ihren Scootern entgegen. Kurz vor dem Tisch kommen die beiden quietschend zum Stehen, um mit ihren Rädern nicht in den Schotterboden zu rutschen. Dort fährt es sich nicht so gut.
Wir spielen eine zweite Runde zu Ende. Am Ende steht es unentschieden und wir beschließen eine Pause einzulegen. Mit einem großen Schritt überqueren wir gekonnt die kleine Mauer und gehen zum Wasserbrunnen um uns zu erfrischen. „Lass uns kurz dort hinsetzen“, meint Louis und deutet auf die einzig freie Bank am Spielplatz, direkt gegenüber von dem großen Klettergerüst, von Esslinger:innen liebevoll die Ritterburg genannt. Zwei Geschwister versuchen gerade über eine schiefe Ebene die Burg zu bezwingen. Ich kenne noch sehr gut das Gefühl, wenn man dort das erste Mal oben steht. Ein Gefühl als wäre man ein Ritter.
Es passiert so vieles gleichzeitig. Einmal streiten sich da zwei Kinder, ein anderesmal stolpert dort ein Baby. So viele Eindrücke gleichzeitig, um mich herum. Drumherum. Der Spielplatz ist noch ein Ort, wo sich alle treffen. Hier wird nie Stille einkehren. Ein Spielplatz mit viel drumherum.
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