Die Geschichte Transdanubiens wird von der Theatergruppe7 szenisch an verschiedenen historischen Plätzen aufgeführt.
Vanessa Payer Kumar, die künstlerische Leiterin erzählt mir, dass eigentlich ein großes Theaterstück über die Geschichte der Donaustadt geplant war. Wegen Covid-19 aber entstand die Idee, alles in mehrere Szenen aufzuteilen und als Popup Theater an originalen Plätzen zu spielen. Da die Theatergruppe eigentlich keine eigene Spielstätte hat, wurde oft gleich an den Schauplätzen geprobt. Die Schauspieler sind auch zum Teil aus der Donaustadt, was die Stücke oft noch authentischer macht.
Entstanden sind dabei Theaterminiaturen: Sie zeigen Geschichte und Geschichten, Mythen und Märchen, Persönlichkeiten und Originale. So werden Menschen von damals und ihre Schicksale besser verstanden und geraten nicht in Vergessenheit.
Die Szene beim Schüttkasten in Essling handelt von einem fiktiven Treffen zwischen Erzherzorg Karl, Feldmarschall Hiller und Napoleon. Nach der Schlacht bei Aspern, auch Bataille d`Essling genannt. Bis 22. Mai 1809 verschanzten sich hier die Franzosen bevor sie von den Österreichern zur Aufgabe gezwungen wurden. Innerhalb von zwei Tagen starben über 50.000 Soldaten. „Voila, man kann keinen Eierkuchen backen, ohne Eier zu zerschlagen“, soll Napoleon gesagt haben. Es war seine erste große Niederlage. Er selbst war immer der Meinung er hätte am 23. Mai 1809 als Sieger seinen Rückzug angeordnet, weil die mächtige Donau immer seine Brücken zerstört hatte.
Weitere Miniaturen behandeln Themen, wie das Leben und die Arbeit des bedeutenden Arztes Clemens von Pirquet, das Schicksal von Ordensschwester Restituta und das Märchen vom Donauweibchen. Ich bin jetzt schon gespannt, welche zukünftigen Geschichten es geben wird und welche Plätze dafür ausgesucht werden. Bis dahin kann man im Video-Archiv alle bisher aufgeführten Szenen nachsehen.
„Mir ist Theater sehr wichtig, manchmal wirklicher als die Wirklichkeit, es kann in uns Gefühle erwecken, uns mitnehmen und verändern.“ - Willy Vranovsky
Theater kann uns verändern
Oft fahre ich auch von Essling die fünf Fahrradminuten in die Seestadt. Ein sehr innovatives Stadtprojekt, wo auch die Kultur nicht zu kurz kommt. Übrigens: Dort sind Straßen und Plätze fast zu 100% nach Frauen benannt. Was die Quote für ganz Wien auf knapp 10% erhöht. Hier findet einmal im Jahr ein ganz besonderes Straßen-Theater-Projekt statt, dessen Titel bezeichnenderweise „Lebensstraßen“ ist, welches uns Einblick in das Leben dieser großartigen Frauen verschafft.
Dabei gehen wir mit den Schauspielerinnen durch die Straßen der Seestadt. Wir begleiten die Mathematikerin Ada Lovelace zur Universität, wo sie als eine der ersten Frauen studieren wollte aber leider abgewiesen wurde. Kosten die einzigartigen Buchteln von Josefine Hawelka, tanzen mit Susanne Schmida und hören die unvergessliche Stimme von Janis Joplin.
In der Seestadt ist zudem noch die „Kultur-Garage“ geplant. Eine Veranstaltungshalle für verschiedene Aufführungen. Spannend auch für uns EsslingerInnen, da es ja in der Donaustadt keine größeren Kultureinrichtungen gibt.
Ich freue mich natürlich auf noch mehr Theater-Projekte, vielleicht auch wieder einmal in Essling. Sie vermögen in uns vieles zu bewirken: Wir erinnern uns für die Zukunft und vergessen so die Vergangenheit nicht.
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